Donnerstag, 6. November 2008

eine chronologie eines gar nicht so untypischen freien abends

freier abend. das ist so eine institution. theoretisch seit kiddis. in kraft getreten viel später, mit den zögerlichkeiten, die langsam beginnende wiederfindende freiheiten eben brauchen.
aber jetzt ist er sowas wie routine. oder fast.
auch heute. freier abend steht an. wiedermal bin ich ja viel zu müde. mache mir auch nichts aus, weil ich am liebsten einfach wo sitzen will und in die luft schauen, oder in einen film oder so. ein falsches wort am falschen ort und die herren beginnen jämmerliche verzweiflungsschreie. ich darf nicht weg. das steht fest.
langsames kuscheln, vorbereiten für ein gemütliches zusammensein. ein zweiter anlauf. und plötzlich wird mir mit unaufgeregter selbstverständlichkeit das weggehen gestattet. der auftrag, gut auf thomas aufzupassen, bis ich wieder da bin, wird mit einem ernsthaften nicken, zweier kleiner köpfe entgegengenommen.

also los. ohnehin viel zu spät für den film um 19 uhr. ausserdem verirre ich mich und so kann ich den film um 19 uhr vollständig vergessen.
auch recht. ich wandle gemütlich durch die straßen. eine osteria kreuzt meinen weg.
hinein. leere. auf meine kurze frage ob ich einfach nur schnell was kleines essen kann, schüttelt die wirtin bestimmt den kopf. hier ist alles frisch, alles braucht zeit. auch recht, ich trete den rückweg an, aber da kommt schon ihr mann aus der küche hervor. natürlich kann ich bleiben.
ein achtel rotwein. ein kleiner salat. ein leises schlechtes gewissen, weil thomas mich ja ohnehin schlemmerisch bekocht hat und ich von rechts wegen eigentlich vollständig satt sein sollte. aber dieser schrullige raum mit altfaderischen fliesen, seltsamer einrichtung und italienischem charme verlangt irgendwie nach einer bestellung. und nun beginnen die kleinen umsorgenden gesten. zuerst ein korb mit dreierlei ciabbatta. dann oliven, tomaten, knoblauch auf zahnstochern. dann der salat (das einzige, was ich ja eigentlich bestellt habe). dann noch melonenstücke, weintrauben, pistazien, erdnüsse. dazwischen italienische schnulzen und ich versinke in mein buch...hmmmm...irgendwie könnte ich hier ewig sitzen, aber ich habe ja das ehrgeizige ziel im aug, zumindest den 20 uhr film des lateinamerikafilmfestivals zu erwischen.
so verabschiede ich mich schweren herzens...ein limoncello .. schon wieder auf kosten des hauses wird noch nachgereicht
und raus.

nur kurz: aus dem film wird nichts. das stiegenhaus ist hoffnungslos überfüllt und die veranstalter diskutieren lautstark, was sie tun sollen, bevor sie energisch die kassa schließen.
auch recht.
ich mache mich auf den weg nach hause.
und freue mich bald ins bett zu kommen.

es ist nicht so untypisch. öfters strande ich an diesen abenden. verirre mich, habe eine falsche beginnzeit im kopf. finde plötzlich den eintritt zu teuer oder bekomme keine karten mehr. manchmal ist das nervig. oft so wie heute. dieses strandgut sein in dieser stadt. plötzlich aus augenwinkeln den pizzamampfenden zeitungsverkäufer betrachten oder den punk mit harten tatoos im gesicht und zärtlichen gesten seinem hundestrolch gegenüber.
es ist sowas wie freiheit, allein sein und der genuss des ziellosen...
so
jetzt darf ich auch heim. die minis sollten schlafen
in diesem sinne.
gute nacht

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